Demo-Ausdrucke hui, eigene Ausdrucke pfui?

Das Problem

Das haben Sie sicher auch schon erlebt: Der Verkäufer möchte Ihnen den Drucker der Marke X schmackhaft machen und beweist die Qualität dieses Produktes mit einem Probeausdruck, der in der Nähe liegt. Die Farben sind toll, die Auflösung hervorragend und die Schärfe optimal - ein Photo ist kaum besser.

Zu Hause wird der nun neu erworbene Drucker sofort ausprobiert. Ein gutes Photo wird eingescannt, korrigiert und gedruckt. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Die Farben sind von der Brillianz der Demodruckes meilenweit entfernt.

Klar: Die Ausdrucke im Laden waren entweder geschönt oder von ausgesuchten und entsprechend präparierten Geräten – oder ein plumper Betrugsversuch.

Nichts von alledem ist richtig.

Im Glossar:
Tintenstrahlpapier
Wenn man mal davon ausgeht, daß Sie nicht einen Ausdruck auf speziellem Tintenstrahl-Hochglanz-Papier mit einem auf normalem Kopierpapier vergleichen, liegt der Qualitätsmangel nicht auf der Druckerseite, sondern auf der Vorlagenseite. Dies bedeutet, entweder Ihr Photo oder Ihr Scanner verursacht die Probleme.

Bestünde die Möglichkeit, daß Sie eine normale Zeichnung vergleichen, würden Sie kaum einen Unterschied feststellen, nur bei Photos tritt dieser Effekt so stark auf. Mehrere Faktoren beeinflussen nämlich das Ergebnis. Schauen wir uns die mal an.

Das Papier

Ich habe es schon kurz angesprochen, daß Sie nicht "Äpfel" mit "Birnen" vergleichen dürfen. Demodrucke werden auf hochwertigem, beschichtetem Papier hergestellt. Durch diese spezielle Oberfläche verläuft einerseits die Tinte sehr wenig, die Farben werden sauberer wiedergegeben. Durch die glattere Oberfläche ist es auch möglich, einen größeren Farbraum (was das ist, können Sie bei "Farbräume" auf meiner Site nachlesen) abzubilden. Mit einem normalen Papier bekommen Sie nie dieselbe Qualität. Für hohe Qualität brauchen Sie entsprechend teures Spezialpapier. Denn nur mit diesem können Sie auch die hohen Auflösungen Ihres Druckers ausnutzen.

Den Einfluß des Papieres können Sie selber recht einfach feststellen. Sammeln Sie – vielleicht von Freunden und Bekannten – jeweils ein paar Blätter unterschiedlicher Papiersorten und -qualitäten. Drucken Sie nun dasselbe Bild auf den verschiedenen Blättern aus und legen Sie diese nebeneinander auf einen Tisch. Es ist immer derselbe Drucker und immer dasselbe Motiv. Trotzdem werden Sie, teils gravierende, Unterschiede feststellen können.

Die Vorlage

Sie werden in der Regel als Vorlage ein Photo verwenden. Dieses Photo ist an sich ja bereits eine Kopie, nämlich vom Negativ. Das ist der erste Qualitätsverlust. Zum einen verfügt ein Papierabzug nur noch über in etwa ein Zehntel der Auflösung eines Negatives, zum anderen ist der Farbraum bereits geringer geworden. Das heißt, im Papierabzug sind die Farben nicht mehr so leuchtend wie im Negativ.

Auch werden Sie vermutlich ein KB-Negativ haben. Profi-Photographen verwenden sogenannte Mittelformat-Kameras mit deutlich größerem Negativformat. Dadurch werden mehr Details wiedergegeben. Für den Preis solcher Kameras können Sie sich auch ein Auto kaufen …

Ein weiterer Unterschied: Wo lassen Sie Ihre Filme entwickeln – in der Drogerie? Welche Qualität haben überhaupt Ihre Filme – aus dem Supermarkt? Auch hier liegt i. d. R. ein Unterschied zum Profi vor.

Der Einfluß des Scanner

Die einfachen Flachbett-Scanner, wie sie im Heimbereich eingesetzt werden, verfügen über einen geringeren Farbraum als Profigeräte, auch wenn hier mit Angaben wie "48 bit Farbtiefe" geworben wird. Und nur diesen Farbraum kann der Scanner mit 48 bit verarbeiten (Rechentechnisch. Das heißt nicht, daß Ihr Scanner tatsächlich mit 48 bit scannen kann. In einem großen Geldbeutel kann auch mehr Geld sein als in einem kleinen, muß aber nicht). Das bedeutet, daß hier wiederum viele Nuancen der Vorlage und ein Teil der Brillianz auf der Strecke bleibt.

Im Glossar:
Dichte
Dichteumfang
Densitometer
Ausschlaggebend für die Qualität ist nämlich nicht die Farbtiefe des Analog/Digital-Wandlers, sondern der Dichteumfang. Der Einbau eines A/D-Wandlers mit einer Farbtiefe von 48 bit bedeutet primär nur, daß die Dinger mittlerweile billig genug geworden sind, um sie auch in preiswertere Geräte einzubauen. Die entscheidende Frage lautet: Welchen Dichteumfang können die CCDs des Scanners denn überhaupt erfassen? Diese Angabe über Ihren Scanner werden Sie aber nicht oder nur schwer herausfinden.

Rein mathematisch gesehen kann bei einer bestimmten Farbtiefe pro Kanal immer nur ein bestimmter Dichteumfang dargestellt werden. Bei 8 bit ist das ein Umfang von 2,4 D, bei 16 bit wären es rund 4,8 D.

Diese 4,8 D Umfang sind eigentlich schon mehr als notwendig und sinnvoll. Aus mehreren Gründen. Zum einen stellt sich die Frage, welchen Dichteumfang denn die Vorlage hat. Folgende pi-mal-Daumen-Werte mögen als Information dienen:

  • Drucke in Zeitschriften (normaler Offset-Druck): 1,8 D
  • Farbphotos: < 2,0 D
  • Negative: 2,8 D
  • Dias: 3,2 D

Diese Werte sind auch als Maximalwerte zu verstehen, nicht jedes Dia hat einen Umfang von 3,2 D. Je nach Motiv können es deutlich weniger sein.

Profis arbeiten mit Trommelscannern, die leicht den Wert eines Einfamilienhauses erreichen können. Erwarten Sie also bitte nicht, daß Sie dieselbe Qualität erreichen, selbst wenn Sie einen Scanner benutzen, der 500 € und mehr gekostet hat.

Eine Abhilfe schafft hier, entweder einen Negativscanner zu benutzen, oder seine Negative im Photo-Geschäft auf eine Photo-CD brennen zu lassen. Hier ist das Ausgangsmaterial das Negativ, somit liegen die Daten in guter Qualität und in einer hohen Auflösung vor. Damit kommen Sie der Profiqualität schon näher.

Das Motiv

Auch das Motiv hat natürlich einen Einfluß auf die Ausgabequalität. Sie können davon ausgehen, daß die Druckerhersteller ganz genau wissen, wo die Schwachstellen ihrer Drucker liegen. Im Motiv für die Demodrucke wird dies natürlich berücksichtigt. Merke: Nie eine einfarbige Tischdecke unter den Obstkorb. Ein "hübsches" Muster kaschiert die ggf. vorhandenen Mängel beim Rastern. Wirkt der Raster unruhig, kaschiert man das eben am besten mit einem unruhigen Motiv. Auch verwendet man am besten keine hellen Farbverläufe. Je heller der Farbverlauf, desto mehr fallen die einzelnen, dunklen Druckpunkte auf.

Die Bildbearbeitung am Computer

Auch wenn durch eine Bildbearbeitung am Computer gescannte Photos durchaus verbessert werden können, kann man doch nicht aus mittelmäßigem Ausgangsmaterial Profiqualität erreichen. Oft wird auch die Qualität des Druckergebnisses etwas verschlechtert. Zum Beispiel wird durch die Verwendung der Unscharfmaske zwar eine höhere Schärfe erreicht, allerdings gehen dabei im Umkehrschluß auch viele feine Verläufe verloren und zeigen im Druck, wenn zu hohe Werte verwendet wurden, ein stufiges Ergebnis.

Der Hauptgrund liegt aber vermutlich woanders: Wieviel Erfahrung haben Sie beim Nachbearbeiten von Photos, damit Sie wirklich alles aus Ihren Photos rausholen können? Vermutlich deutlich weniger als der Profi, der den ganzen Tag nichts Anderes macht und seinen Lebensunterhalt damit verdient. Der weiß auch, worauf es ankommt und wie er das selbst aus mittelprächtigen Vorlagen rausholt.

Zusammenfassung

Der Mangel liegt also i. d. R. nicht am Drucker, sondern an den vorhandenen Bilddaten oder dem verwendeten Papier. Diese entscheiden über die Qualität. Darum werden für solche Demo-Ausdrucke Großformat-Negative an Trommelscannern eingescannt. Anschließend werden diese Daten noch professionell weiterverarbeitet.