Blitzer, Überfüllen, Unterfüllen und Überdrucken

Um im Druck Farben, die Mischungen der Grundfarben sind, sauber darstellen zu können, ist es notwendig, die einzelnen Farben exakt übereinander zu drucken. Ebenso müssen Farben natürlich genau übereinander gedruckt werden, wenn sie aneinander stoßen. Dies ist aber aus technischen Gründen nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Diese technischen Gründe sind im Verhalten des Papiers und des Papierlaufes zu suchen. So dehnt sich Papier zum Beispiel etwas, wenn es naß wird. Beim Offset-Druck wird aber das Papier naturgemäß feucht. Auch bei der Übergabe der einzelnen Bogen von einer Transporteinheit zur anderen in der Druckmaschine können minimale Ungenauigkeiten auftreten.

Blitzer

Diese Ungenauigkeiten sind nun an bestimmten Stellen als Erstes zu sehen: Wenn eine Farbe an einer Stelle gedruckt wird und dafür eine andere Farbe ausgespart werden muß. Beispiel: Sie wollen ein helles Magenta vor einem schwarzem Hintergrund drucken. An die Stellen, an denen das Magenta gedruckt werden soll, darf kein Schwarz gedruckt werden, da man sonst das Magenta nicht mehr sehen würde. Da die Farben im Offset-Druck lasierend (transparent) sind, wäre es auch egal, welche Farbe als Erstes gedruckt würde.

Wenn jetzt beide Formen exakt ineinander passen, bekommt man ein Problem, sobald die beiden Formen nicht exakt übereinander gedruckt werden: An den Kanten blitzt das Papier durch. Deswegen werden diese dann nicht bedruckten Stellen auch "Blitzer" genannt.

Blitzer

Diese schematische Darstellung illustriert dies: Die Magenta-Fläche würde zwar exakt in die Aussparung passen, ist aber nicht genau dort gedruckt. Aus einer gewissen Entfernung betrachtet stört das Magenta über dem Schwarz kaum (es ist hier stärker dargestellt, als es im Druck tatsächlich wäre), die weißen Stellen, die Blitzer, fallen jedoch sofort ins Auge.

Da es aber nicht möglich ist, beide Farben immer 100%ig exakt übereinander zu drucken, muß man eine Lösung finden, die diese Blitzer auch dann verhindert, wenn die Farben nicht exakt übereinander liegen. Diese Lösung ist das Über- oder Unterfüllen

Überfüllen

Beim Überfüllen wird grundsätzlich die hellere der beiden Farben etwas größer gemacht. Man kann sich das so vorstellen, wie wenn man eine dünne Linie um die hellere Farbe ziehen würde. Wie dick diese Linie werden muß, hängt von verschiedenen Einflußfaktoren wie Rasterlaufweite und Papiersorte ab.

Überfüllen

In der Graphik ist zu erkennen, daß die magentafarbene Fläche auch hier nicht exakt mittig in der Aussparung gedruckt ist. Da sie aber größer ist als die Aussparung tritt hier das Problem mit den Blitzern nicht auf. Auch hier ist das Magenta vor dem schwarzen Hintergrund stärker dargestellt als es in der Realität wäre.

Unterfüllen

Unterfüllt wird, wenn die „hintere“ Farbe heller ist als die „vordere“. Beispiel: Eine schwarze Fläche, die nur mit schwarzer Farbe gedruckt wird, erscheint oft nicht satt genug. Deswegen wird dann ein Cyan-Raster mitgedruckt. Dieses Schwarz in Verbindung mit dem Cyan-Raster ergibt dann ein sattes, tiefes Schwarz. Ein Problem ergibt sich aber dann, wenn jetzt in dieser schwarzen Fläche beispielsweise weißer Text erscheinen soll. Der weiße Text wird ja dadurch erreicht, daß an den entsprechenden Stellen einfach kein Schwarz gedruckt wird, damit das weiße Papier sichtbar wird. Durch die erwähnten, unvermeidlichen Ungenauigkeiten beim Übereinanderdruck könnte es jetzt passieren, daß an den freien Stellen auch der Cyan-Raster sichtbar wird. Um dies zu vermeiden, werden die Aussparungen im Cyan größer angelegt als im Schwarz. Auch wenn jetzt das Cyan etwas versetzt gedruckt wird, wird es nicht sichtbar.

In der englischen Fachsprache wird Über- und Unterfüllen mit "Spread" und "Choke" bezeichnet, die Tätigkeit des Über- und Unterfüllens mit "Trapping". Dies führt gelegentlich zu Verwirrungen, da auch das Farbannahmeverhalten der Druckfarben mit Trapping bezeichnet wird.

Überdrucken

Wären in obigen Beispielen Magenta und Schwarz vertauscht, würde man das Schwarz nicht überfüllen. Man würde auch im Magenta keine Aussparung vornehmen, sondern das Schwarz einfach darüberdrucken - überdrucken. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Schwarz tatsächlich nach dem Magenta gedruckt wird, also wirklich über dem Magenta liegt oder umgekehrt. Der Begriff bleibt derselbe, die Wirkung auch.